Mitgliederausstellung des Kunstvereins für den Rhein Sieg-Kreis 2014
mit dem Thema „radikal“
Ausstellung vom
14. Juni bis 15. August 2014
Wir haben uns daran gewöhnt, das Wort „radikal“ politischen und sozialen Zusammenhängen zuzuordnen. Als „Radikale“ wurden in den politisch turbulenten Zeiten der 1960-er und 1970-er Jahre jene benannt, die eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse anstrebten – mit Mitteln, welche die Staatsmacht herausforderten. Diese Interpretation hat seitdem (und auch schon länger) Tradition; sie klingt bis heute nach.
Auch gibt es eine Berliner Zeitung mit genau diesem Titel. „Freie Radikale“ sind biochemische Verbindungen, die im Körper eine Ordnungsfunktion haben; nehmen sie Überhand, dann sind sie eine Bedrohung für den Organismus.
Greift man auf den Ursprung dieses Wortes zurück, so landet man – nicht ungewöhnlich – im Lateinischen. Dort bedeutet „radix“ Wurzel (nicht nur „Radieschen“) und auch allgemein „ursprünglich. Wenn das nicht zur Kunst passt!
Die Kunstgeschichte ist reich an Radikalität. Besonders präsent sind uns die Positionen des 20. Jahrhunderts – viele Umbrüche gehen mit programmatisch radikalen Konzepten einher. Und was dabei nicht schon alles für „tot“ erklärt wurde! Das Gegenständliche, die Farbe, die Malerei überhaupt – und nach 1945 beispielsweise alles Figürliche…
Wegen der medialen Verbreitung sind uns die entsprechenden Konzepte gut überliefert. Auch in den vorangegangenen Jahrhunderten gab es radikale Wendungen in der Kunst. Selbstredend spiegeln sie die epochalen Wandlungen der Lebensverhältnisse und Weltsichten, nichtsdestoweniger eilten sie diesen manchmal voraus.
Radikalität geht mit der Neubestimmung von Positionen einher, teils auch mit Tendenzen zur Vereinfachung, zum Elementaren: Abstraktion, Konkretion, Bauhaus, Konzeptkunst – um einige Stichworte zu nennen – bezeichnen radikale Positionen mit nachhaltiger Wirkung auf die nachfolgende Kunst.
Von den 46 Bewerbungen der künstlerisch Tätigen des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis e.V. zur diesjährigen Mitgliederausstellung mit dem Titel „radikal“ entschied sich die Jury für 16. Unter den angenommenen Arbeiten sind eine Installation und eine plastische Arbeit. Die abgelehnten 30 Einsendungen seien weniger aus künstlerischer Sicht als vielmehr wegen zu wenig erkennbarer „Radikalität“ zur Seite gelegt worden, so Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins.